Impuls zum Ostermontag
Osterwege sind weite Wege
Am Ostermontag wird im Gottesdienst jedes Jahr die Emmaus-Geschichte (Lk 24,13-35) gelesen, die Geschichte von den beiden Jüngern, die sich nach Jesu Tod auf den Weg machen von Jerusalem nach Emmaus. Als Jesus hinzukommt, erkennen sie ihn nicht, denn sie sind „wie mit Blindheit geschlagen“. Dem vermeintlich Fremden erzählen sie ihr Leid und lassen sich von ihm aus der Heiligen Schrift erklären, welcher Sinn hinter all dem Unbegreiflichen steckt. Erst bei Tisch, beim Brotbrechen gehen ihnen die Augen auf und sie erkennen ihren auferstandenen Herrn, der so immer wieder mit ihnen das Brot geteilt hat, auch am Abend vor seinem Sterben. Und sie begreifen, dass sie die ganze Zeit etwas von ihm gespürt haben: „Brannte uns nicht das Herz, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“
Es braucht einige Zeit, bis diese beiden Jünger etwas von Ostern begreifen, bis sie erkennen, dass nicht alles aus und vorbei ist, sondern dass ihr Herr und Meister lebt und sie auch weiterhin begleitet.
Das Gedicht von Paul Weismantel verbindet diese Geschichte mit den vielen langen und schweren Wegen, die Menschen in Enttäuschung, Schmerz und Trauer gehen müssen, bevor sie für sich neue Lebensmöglichkeiten finden.
Osterwege …
… sind weite, oft
verschlungene
Wege, bis die Hoffnung
gewiss errungen.
… sind leidvolle,
anstrengende Wege,
bis der Trost
tatsächlich gefunden.
… sind schwere,
mühevolle Wege,
bis das Ziel
endlich erreicht ist.
… sind lange,
innere Wege,
bis das zutiefst verwundete
Herz wieder neu entbrennt.
Es sind Osterwege,
die wir suchend gehen,
wie mit Blindheit geschlagen,
und doch geführt
von IHM.
Ausgehend von dieser Ostergeschichte und im Vertrauen auf den Auferstandenen und Lebendigen, von dem diese Geschichte erzählt, können solche Wege Osterwege genannt werden, auch wenn mittendrin auf solch einem leidvollen und anstrengenden Weg nichts von Ostern zu spüren ist.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen dieses Vertrauen, dass die schweren Wege, die wir zu gehen haben, wirklich Osterwege sind, und dass ER mit uns auf dem Weg ist.
Stefanie Brüggemann - Pastoralreferentin Biberach
Evangelium zum Ostermontag (Lk 24,13-35)
Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.
Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.
Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt.
Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.
Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt.
Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.
Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.