Die Auferstehung – Das Osterfest in Zeiten von Corona
Wir feiern Ostern, die Auferstehung Jesu, so, wie wir es jedes Jahr tun, und wie es schon viele Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte vor uns gefeiert wurde. Wir feiern voller Freude und Zuversicht den Sieg des Lebens über den Tod. „Denn Er ist auferstanden; Er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte“... Aus dem Markusevangelium 16,1-7. Das ruft nicht nur heute Staunen, Ungläubigkeit und Verwunderung hervor. Zudem sind die Osterfesttage in Zeiten der Freizeitgesellschaft ein fester Bestandteil von Treffen mit Verwandten, Freunden, vielleicht noch die Auferstehungsmesse eventuell noch das Hochamt am Ostersonntag. Aber auch dieses Jahr sind wir im Lockdown, also gehalten, die Kontakte stark zu beschränken. Aber durch die Maßnahmen steht bisweilen die Zeit still. Und es besteht die Chance auf Besinnung, wir brauchen sie ja dringend. Dennoch ist die Verkündung, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist für manche, die dem Glauben fernstehen eine Tatsache, die sich nicht so ohne weiteres belegen lässt. Klar, wenn der Glaube fehlt, fehlt auch die Konsequenz, dass man eben nicht glauben kann oder auch vielleicht gar nicht mag. Daher vielfach die Frage, was bringt mir Ostern, ach ja Freizeit!
Auferstehung bedeutet auch das Böse zum Guten wenden ich will Ihnen eine Geschichte aus meiner Heimat Indien, die sich auch überall ereignen kann, erzählen, die in der Auferstehung ganz real geworden ist. Auferstehung kann man auch im übertragenen Sinne verstehen. Und das geht so: In Indien leben viele Menschen sehr eng beisammen, und da gibt es Konflikte, insbesondere in der Nachbarschaft, die bisweilen mit Gewalt ausgetragen werden. Ein Nachbar, ein Beamter, der sich als was Besonderes fühlt und der wiederholt zur Gewalt neigt, hat durch eine Nichtigkeit den anderen Nachbar aufgelauert, am helllichten Tag, vor dem Haus und hat diesen körperlich und verbal traktiert. Der Gewaltausbruch wiederholte sich, diesmal mit seiner Frau. Das hat diese Nachbarschaft für immer vergiftet. Spannung täglich, stündlich. Doch eines Tages, mit der Kraft des Heiligen Geistes und den Gebeten von Freunden, entwickelte sich ein klärendes, ruhiges Gespräch. Der verletzte Nachbar, hat durch seine vergebende Haltung, die sich auf den „Schläger“ wohl übertrug, mit zu dieser Entspannung beigetragen. Junge Menschen, die diese Situation kannten, sprachen von einer Auferstehung des Guten, der lebensspendenden Gnade. Und der Teufel war verschwunden. Diese oder ähnliche Geschichten ereignen sich in der ganzen Welt. Wie haben Sie die Auferstehung erlebt?
Auferstehung und die Frauen am Grab Jesu - Auferstehung und Osterfreude. Vielleicht sollten wir auch einfach mal nur stehen und uns umsehen, wie die Frauen am Grab Jesu. Wen sehen wir da? Unseren Ehemann, unsere Ehefrau, unsere Kinder, Eltern, Freunde, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarn, Menschen, mit denen wir tagtäglich zu tun haben, mit denen wir reden und umgehen und leben. Die Osterfreude wird bei mir spürbar, wenn ich mir Zeit nehme für meine Mutter, Zeit mit den Kindern verbringe, wenn ich einen Freund tröste, einem Kollegen ein Kompliment mache oder die Nachbarin freundlich grüße.
Ist Jesus da? Ist er bei uns, in unserem Denken, Reden, Handeln, in unserem Leben lebendig? Ja, er lebt wirklich, in jedem Stoßgebet, das wir sprechen, in der Sorge um unsere Kinder oder Eltern, in jedem abendlichen Gebet, im Singen, im Helfen, in der Trauer und im Fröhlich sein, in der Liebe zueinander. Da ist Jesus wirklich lebendig, da ist er der Lebende, nicht der Tote. Und vielleicht sollten wir uns auch manchmal wundern, über so manches Schöne in der Natur, das Wunder der Jahreszeiten, wenn jetzt wieder die ersten Blumen mit aller Macht aus der Erde kommen; wundern über das Wunder des Lebens und über die Liebe zwischen den Menschen, die Frieden und Versöhnung stiften kann. All das ist Ostern, das ist der Sieg des Lebens, des Lichtes über das Dunkle in der Welt. Und darüber können wir uns freuen, natürlich, aber eben auch nicht selbstverständlich. Aber weil es so groß und staunenswert ist, feiern wir das Fest der Auferstehung jedes Jahr neu mit großer Freude und mit großem Jubel.
Wir feiern Ostern: die Auferstehung von Jesus, im Glauben daran, dass auch wir mit Christus auferweckt sind: berufen zum ewigen Leben, berufen zur Liebe, die schon jetzt in uns die Sehnsucht nach Unendlichkeit und Ewigkeit eingesenkt hat.
Auferstehung ist das Fest der Hoffnung und der Freude. Auferstehung hat die Kraft den Tod zu überwinden, er, der Tod hat nicht das letzte Wort. Wir werden unsere Lieben wiedersehen.
Ich hoffe, Sie hatten ein gesegnetes und friedvolles Osterfest und die Freude am Auferstandenen Herrn Jesus Christus.
Josy Thomas
Pfarrvikar Biberach