Gedanken zu Pfingsten

So war es an Pfingsten, damals in Jerusalem: Ein Brausen kam vom Himmel und erfüllte das Haus, in dem die Jünger saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und der Heilige Geist kam zu einem jeden von ihnen und sie wurden alle von ihm erfüllt und fingen an in anderen Sprachen zu predigen wie der Geist es ihnen eingab.

Das also ist Pfingsten: Das Fest gelingender Kommunikation. Vorher war Verständnislosigkeit, die fremde Sprache, die fremde Kultur eine unüberwindliche Mauer, die alles Verstehen abblockt. Kein Dolmetscher, kein Wörterbuch, keine Übersetzungs-App – keine Möglichkeit, sich verständlich zu machen. Pfingsten dagegen zeigt: Es kann gelingen.

Es kann gelingen, einander zu verstehen, über die Fremdheit anderer Sprache, über die Irritation anderer Kultur hinweg. Es kann neue Worte geben, wo die alten verbraucht sind, wo Stummheit einzieht, weil es nichts mehr zu sagen gibt. Es kann neue Anfänge geben, wo nichts mehr ging. Das ist Pfingsten.

Und wie? Weil Gottes Geist sich nicht lange bitten lässt, sondern auch zu uns kommt: Im Mut, auf einen Menschen zuzugehen, der so fremd und anders zu sein scheint. In der SMS, in der ich den anderen bitte, doch noch einmal mit mir zu reden und sich nicht ins Schneckenhaus zurück zu ziehen. Wenn das Herz für einen anderen Menschen brennt und ich dadurch Worte finden, die anlanden können. So war es an Pfingsten. So kann es auch heute sein. Auch und gerade in den Tagen einer Pandemie gilt doch eine große Gabe des Heiligen Geistes: Die Gabe der Liebe.

Die Liebe ist die größte, die universelle Gabe. Es ist Gott selbst in uns und unter uns zur Segnung der Weit und zum Heranreifen des Heilen in uns. So werden wir fähig, in die ewige Gemeinschaft der Liebe mit ihm hineinzuwachsen. Das folgende Gebet bringt dies eindrucksvoll zum Ausdruck:

Gebet

Herr, ich bin von einer Welt der Dinge umgeben,
die ich hergestellt, gekauft, mir angeschafft habe.
Ich bin versichert und abgesichert in einer „Kultur des Habens“.
Ich glaube, alles zu besitzen, auch die volle Freiheit.
Ich glaube, Herr zu sein.
Es könnte daher scheinen, dass ich keine Gabe brauche.

Und doch: Ich sehne mich, Herr, danach,
dass mich jemand gernhat,
dass mir jemand sein Interesse schenkt,
dass ich für jemanden etwas bedeute und begehrt bin.
Ich sehne mich danach, dass ich selbst liebe.
Das sind Deine verwehten Spuren in mir.
Wir brauchen Deine Gabe, Herr, die Gabe der Liebe,
um die tiefste Sehnsucht unseres Menschenherzens
zu erfüllen.

Und so rufe ich zu Dir:
Komm, Herr, zu Deinem Geschöpf!
Komm zu mir und fülle meine Wüste mit der Gabe
Deiner Liebe!
Dann wird mein Leben erneuert wie auch die Welt,
die die erste Gabe Deiner Schöpferliebe ist.

Von Dir angetrieben öffne ich mein Inneres
für den Strom der Gaben des Heiligen Geistes,
zusammengefasst in der Gabe aller Gaben – in Deiner Liebe!
Maranatha! Komm, Herr Jesus, komm!

Dieses Kommen Jesu in seinem schöpferischen Tun wünsche ich Ihnen allen am Pfingstfest 2021!

Pfarrer Stefan Ruf