Impuls zum Evangelium des 3. Fastensonntag, Lesejahr C: Lk 13,1-9
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
Zu jener Zeit kamen einige Leute
und berichteten Jesus von den Galiläern,
deren Blut Pilatus
mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte.
Und er antwortete ihnen:
Meint ihr, dass diese Galiläer größere Sünder waren
als alle anderen Galiläer,
weil das mit ihnen geschehen ist?
Nein, sage ich euch,
vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen,
wenn ihr nicht umkehrt.
Oder jene achtzehn Menschen,
die beim Einsturz des Turms am Schiloach erschlagen wurden -
meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten
als alle anderen Einwohner von Jerusalem?
Nein, sage ich euch,
vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen,
wenn ihr nicht umkehrt.
Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis:
Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt;
und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug,
fand er keine.
Da sagte er zu seinem Winzer:
Siehe, jetzt komme ich schon drei Jahre
und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt,
und finde nichts.
Hau ihn um!
Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?
Der Winzer erwiderte:
Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen;
ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen.
Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte;
wenn nicht, dann lass ihn umhauen!
Früchte ?
Nichts, was ich im Leben erreicht habe, ist selbstverständlich. Wenn es mir gut geht, dann ist das einfach ein Geschenk. Wie oft denke ich mir ganz persönlich, wie froh ich sein kann, gerade in dieser Zeit geboren zu sein, gerade in Deutschland leben zu dürfen. Wenn ich beruflich Erfolg habe, dann hat das sicher auch mit Fleiß und Einsatz zu tun. Es ist aber nicht selbstverständlich, dass mein Fleiß, mein Einsatz auch immer belohnt wird. Ich habe vielleicht auch das Glück einer günstigen wirtschaftlichen Lage gehabt. Ich habe Menschen gehabt, die mich förderten. Viele andere haben sich genauso angestrengt. Sie hatten vielleicht weniger Erfolg. Wenn ich gesund bin, dann kann es auf eine gesunde Lebensweise zurückzuführen sein. Dennoch: Viele andere leben genauso gesund und vernünftig. Dennoch sind diese Menschen krank oder sterben vielleicht früher.
Es gibt keinen Tun-Ergehens-Zusammenhang. Wenn ich gut lebe, dann geht es mir gut. Wenn es mir schlecht geht, dann bin ich halt selber schuld. Ganz klar schiebt Jesus einer derartigen Einstellung einen Riegel vor. Wer so denkt, der meint, wir Menschen könnten uns selbst erlösen. Gott sei uns etwas schuldig. Wer so denkt, ist einfach nur selbstgerecht. Ein Glaube, der selbstgerecht macht, ist eher abschreckend. So ein Glaube kann auch gar nicht fruchtbar sein.
Zu diesem Gott, der auch in unserem eigenen Leben Großes tut, gilt es umzukehren. In dieser Fastenzeit können wir neu ihm wieder mehr Raum in unserem Leben geben. Wir können uns wieder neu seiner Liebe öffnen. Seine Liebe zu uns ist der Grund, auf dem wir unser Leben aufbauen dürfen. Wie das Volk Israel immer wieder neu zu Gottes Liebe zurückgeführt wurde durch die Propheten, so müssen auch wir immer wieder neu zu Gott zurückfinden. Jesus will mit seinen Worten erreichen, dass wir die Umkehr in der österlichen Bußzeit ernst nehmen. Wenn wir denken, Gott wird schon alles durchgehen lassen, dann kann das auch eine ganz große Täuschung sein. Es hieße, Gott, seine Botschaft nicht annehmen, ihn nicht ernst nehmen. Gott hat mit uns Geduld, doch müssen wir seine Liebe auch annehmen. Ich predige hier jetzt keine Werkgerechtigkeit. Wir haben nur keinen Grund, überheblich zu sein.
Immer haben wir Grund umzukehren, uns neu Gott zuzuwenden.
Jesus zeigt uns auch, wie viel Geduld Gott mit uns Menschen hat. Er ist wie der Weingärtner. Er setzt sich ein für den Feigenbaum. Als Kirche haben wir uns nicht mit Ruhm bekleckert. Es ist ein großes Geschenk, wenn Jesus zu uns steht. Jesus ist wie der Weingärtner, der den Boden bereitet, der Geduld hat mit diesem Feigenbaum. Dieser Feigenbaum - das sind wir.
Wie der Feigenbaum Früchte bringen soll, so müssen auch wir Früchte bringen. Es sind vor allem Früchte der Umkehr.
Eine Frucht kann sein, dass ich spüre: was ich bin, bin ich, weil Gott mich liebt.
Eine Frucht kann sein, die Barmherzigkeit mit den eigenen Fehlern, mehr noch aber mit den Fehlern anderer.
Eine Frucht kann sein, dass ich auf Gottes Führung vertraue, auf sein Liebe.
Eine Frucht kann sein, dass ich meine Mitmenschen ansehe als Gottes geliebte Söhne und Töchter.
Eine Frucht kann sein, dass ich nicht überheblich werde.
Eine Frucht kann sein, dass in meiner Gegenwart sich jeder Mensch angenommen fühlt, in meiner Gegenwart aufleben kann.
Diakon Roland Fritzenschaft
Katholische Seelsorgeeinheit Biberach