Impuls zum Wonnemonat Mai

Liebe Gemeinde,

mit dem Monat Mai kommt die Natur in ihre volle Blüte. Man könnte sagen, dass Gottes Schöpfung richtig jubiliert. Viele von uns haben dies ja in den vergangenen Tagen schon genießen können: Die blühenden Obstbäume und die vielen Blumen in unseren Gärten. Im Mai wird noch vieles zum Erblühen kommen. Aus diesem Grund wird der Mai auch als „Wonnemonat“ bezeichnet. Im Leben der Kirche spielt der fünfte Monat des Jahres eine wichtige und bedeutende Rolle: Er ist einer großen Frau gewidmet – Maria, der Mutter Jesu. Dies wird verständlich, wenn man auf das Leben und den Glauben von Maria schaut. Sie hat zu Gottes Anruf „ja“ gesagt und der Welt den Heiland geboren. In Jesus Christus ist die ganze Fülle menschlichen Lebens sichtbar geworden. Jesus ist der neue Adam, in dem sich die neue Schöpfung wiederspiegelt. Dies wurde möglich, weil Maria sich dieser Aufgabe in ihrer ganzen Existenz zur Verfügung gestellt hat. Im Mai verehrt die Kirche in ganz besonderer Weise die Gottesmutter. Ihre Bereitschaft, sich Gott zur Verfügung stellen, hat sie in ihrem Magnificat zum Ausdruck gebracht. In ihm jubelt Maria über Gott, ihren Retter. Und sie betont in ihrem Lobgesang auf Gott, dass der Schöpfer auch das Kleine und Geringe hochachtet. Gott der Schöpfer denkt auch an alle, die hungrig und arm sind; bei ihm gehen sie nicht leer aus. Maria ist von einem tiefen Vertrauen in Gott geprägt, der das Leben schafft und durch seinen Sohn, den Maria geboren hat, alle Dunkelheit vertreibt.

Dieses Vertrauen wünschen wir uns allen jetzt und in den kommenden Tagen des Wonnemonat Mai.

Pfarrer Stefan Ruf

 

Pfingsten, der Geburtstag der Kirche

50 Tage nach Ostern feiern Christen weltweit Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Es ist nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest im christlichen Kirchenjahr und gilt als Geburtstag der Kirche. Wie steht es aber genau um diese Kirche – „brennen“ wir noch für diesen Glauben? Ist die „Begeisterung“ des Heiligen Geistes noch zu spüren?

Dazu ein Impulstext von Carlo Martini

Der frühere Erzbischof von Mailand, Kardinal Carlo Maria Martini, starb im August 2012. Er war eine der prägendsten Figuren in der italienischen Kirche und galt zeitweise als aussichtsreicher Kandidat für das Papstamt. Sein letztes Interview - kurz vor seinem Tod - ist eine Art spirituelles Testament. Kardinal Martini hat den Text gelesen und genehmigt.

Frage: Wie sehen Sie die Situation der Kirche?
Kardinal Martini: Die Kirche im wohlhabenden Europa und Amerika ist müde. Unsere Kultur ist alt geworden, die Kirchengebäude sind groß, aber leer und der bürokratische Apparat der Kirche bläht sich auf.

Pater Karl Rahner nutzte oft das Bild von der Glut unter der Asche.

Ich sehe in der heutigen Kirche so viel Asche über den Kohlen, dass mich oft Hilflosigkeit überfällt. Wie können wir die Asche entfernen, so dass die Flamme der Liebe neu aufflackern kann? Zunächst müssen wir nach diesem Feuer suchen.

Wo sind die Menschen, die helfen wie der gute Samariter? Die glauben wie der römische Hauptmann? Die begeistert sind wie Johannes der Täufer? Neues versuchen wie Paulus? Vertrauen wie Maria Magdalena?

Ich rate dem Papst und den Bischöfen, zwölf außergewöhnliche Menschen zu suchen, die über die Richtung entscheiden. Menschen, die nah bei den Armen und von jungen Leuten umgeben sind und die Dinge in neuer Weise angehen.

Wir brauchen die Herausforderung von außergewöhnlichen Menschen, damit der Geist überall wirken kann.

Wenn wir den Tipp von Kardinal Martini und Karl Rahner ernst nehmen, glaube ich, dass die Kirche viel zu bieten hat. Dass Pfingsten nicht nur das dritte Hauptfest ist, das man ebenso feiert. Gerade Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes ermutigt uns alle – die Asche des „festgefahrenen“, des „es war schon immer so“ weg zu pusten, damit das Feuer des Glaubens wieder brennen kann.

So schreibt Paulus im 1. Brief an die Thessalonicher 5,16-21:
16 Freut euch zu jeder Zeit! 17 Betet ohne Unterlass! 18 Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus. 19 Löscht den Geist nicht aus! 20 Verachtet prophetisches Reden nicht! 21 Prüft alles und behaltet das Gute!


Martin Rodi - Gemeindereferent Biberach


 

Pfingsten - das Fest im Schatten von Weihnachten und Ostern

Und das, obwohl Pfingsten in der Christenheit als das Geburtsfest der Kirche gilt. Wird an Weihnachten die Geburt Jesu gefeiert, so folgt am Osterfest die Feier der Auferstehung Jesu von den Toten. Beide Feste sind auch als Feste im Familien- und Freundeskreis fest verankert. Pfingsten dagegen scheint zwischen Ostern und den Sommerferien fast ein wenig unterzugehen.

Das Pfingstfest findet 50 Tage nach Ostern statt. Pfingsten ist die Übersetzung des griechischen Wortes Pentecoste, der 50. Tag nach Ostern.

Vom Himmel, so wird in der Apostelgeschichte in der Bibel berichtet, wird an diesem Tag der Heilige Geist zu den Menschen geschickt. Das dabei geschehene Sprachenwunder, dass sich Menschen unterschiedlichster Nationen verstehen konnten, weist darauf hin, dass die Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus sprachübergreifende Bedeutung für die ganze Welt hat.

Beeindruckt von diesem Geschehen ließen sich daraufhin viele Menschen taufen: „An diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwa dreitausend Menschen hinzugefügt. Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten,“ heißt es in der Apostelgeschichte.

Damit zeigt sich der Geist Gottes als eine weltweite Kraft und Energie der Gemeinschaft, des sozialen Miteinanders, der Nächstenliebe, der Bewahrung der Schöpfung und des Einsatzes für Frieden unter den Völkern, getragen vom spirituellen Glauben an den einen Gott.

Gebet und Brechen des Brotes sind, so stellen wir coronabedingt verstärkt fest, auch in kleinen Gemeinschaften möglich, in der Familie, im Freundeskreis oder in einer Hausgemeinschaft. Die große Gemeinschaft der Glaubenden wird sich, sobald es möglich ist, im pfingstlichen Sinne wieder versammeln.

Doch das Wirken des Geistes Gottes zeigt sich auch jetzt schon in vielen neuen, kreativen Angeboten der Kirchen, auch wenn manches noch ungewohnt ist und vielleicht Startschwierigkeiten hat. Und es wird sicher mehr Neues wachsen, entstehen, gedeihen. Die Natur zeigt uns, wie dieses Wachsen und Gedeihen jeden Tag geschieht. Es braucht allerdings neben Pflege auch Zeit. Die Ernte wird kommen.

Ich wünsche uns allen, dass wir die lebensfördernde, lebensstärkende und lebensfrohe Kraft des Heiligen Geistes spüren und erleben – an Pfingsten und jedem Tag unseres Lebens.

Johannes Walter - Klinikseelsorger und Pastoralreferent Biberach